Ruhland | Erstfassung 30.6.2016 UPDATE 9.12.2018
Moritat
D' Sauhatz
Die Sauhatz Moritat hat ihren Ursprung wahrscheinlich in den späten 1920er-Jahren - QUELLEN: Prof. Dr. Josef Grüblinger / Johann Schmidbauer.
Martini is umi,
Leopoldi war drent.
Es war scho ziemlich
im halbn Advent.
Wer denkt da an Sonnta
beim Bratwürstlschmaus,
was d' Wocha wird bringa
für Schrecka und Graus.
Da hats glei am Montag,
an Schnee g'schneibt an neien,
iatzt schreins umanand:
"Wildsäu san in Leit'n!"
A boarische Wildsau
in unsan Revier?
Dös bringt unsre Jaga
ganz aus da Schanier.
Kopfing war boarisch
vor hundertfuchz'g Joahr.
D'Sau suacht seine Ahnl,
ja sicher, is woar.
Aba d' Kopfinger Jaga
wolln nix wiss'n vo alln:
Wögn was bist zu uns kemma?
Dir wern ma uns holn!
Da Müllna lasst d' Sag stehn,
da Rada d' Fuhr Mist.
Da Bäcka Toni an Ofen
und da Kini nix mehr isst.
Da Hansl, da Otto,
von Stoabruh in der Ah
leg'n d' Arbeit af d' Seitn
und san a glei da.
A d' Rotbründl Leit
bei Hamet und Zaun
toan Kugel in d' Büxn,
heit is net zan traun.
Da Huamüller Toni,
den ist a net z'weit,
schreit gschwind no an Bertl, (Bründlwirt)
es is höchste Zeit.
Und wana mit'n Stutz'n,
ma sollls net verrat'n,
erst der gabat aus:
"Sau, i möcht das net ratn!"
Pünktli san d' Jaga
beinand iatzt in Leit'n.
Treiba san a da,
was san das für Freud'n.
Das Holz wird umstand'n,
wo ma s' Luada hat g'spürt-
Es war nix vorhanden,
d' Sau hat si längst pfüat.
Wia ba da Treibjagd sans ganga
schen kloanzam an Kroas.
Da gabs koa Auskemma,
wer a Jaga is - woaß.
Die Wildsaugeschichte erzählt von Jägern, die Ende der 1920er-Jahre hinter einer Wildsau (auf Ahnensuche?) her sind …
Und wias aft zsam keman,
stehn’s ganz trauri banand.
Ka Wildsau hams geseha,
das is allerhand.
Aba wer vo die Jaga
dö hets no bald grat'n,
wanns scchö wa ausganga
dö Wildsau tans haben.
Afn stoanina Hoamweg
nächst vo da Abaumühl,
tuat d’Wildsau guat schlaf’n,
das wurd eahm bald z’viel.
Wias d’Jaga hört kemma
springts auf und roast aus,
an Otto füllts 's Gsicht an, (Gahbauer)
der siagt nimmer aus.
Er kann gar net schiassn,
so staubts vo da Heh,
wia d’Sau rennt an Bam an,
er is voller Schnee.
Da Obamüllner mit da Kugel
is zehn Schritt kaum daneb'n,
aba Teifö, o Teifö,
er kanns eam net geb'n.
Is verhext heut die Büchsn,
is verhext die ganz Sau,
is net zum daschoissn,
dös Luada dös rauh.
A da Hansl wü schoissn, (Dickenbauer)
mitn Breitnegger aufs Leben.
Es greift gar nix an,
oda alls geht daneben.
Pfüat di, alte Homat,
pfüat di, schens Leit'n,
denkt si d' Sau vor die Jaga:
Bei enk mag i net bleib'n!
Die vier denkan anders,
probiern ma den Bau,
wann koa Büchsn net angreift:
Wir fangen die Sau!
Jetzt toans nachirenna
bis hin zur Diersböcka Grenz.
Aba d’ Sau lasst sie net fanga.
Himmel Herrschaft, heut „zens“.
Es is gar ka Wunder,
wann gscholn wird und gschimpft,
und gwoant und mirak'lt
vo da grauslinga Gschicht.
Diese Wildsaujagd wird in mehreren Fassungen erzählt, die sich nur geringfügig (meist in der Anzahl der Strophen) voneinander unterscheiden.
Die Schreibweise wurde von den Originaltexten, die den selben Verfasser haben dürften, übernommen.
Von der Moritat (als Mordtat) zur Humoreske
Eine Moritat musste nicht unbedingt eine Schauerballade (Vgl. Mord in der Gföhratpoint) sein. Auch humvorvolle Geschehnisse wurden von Bänkelsängern zu lustigen Geschichten "verdichtet" und auf Jahrmärkten vorgetragen bzw. vorgesungen. "Bänkelsänger" bekamen ihren Namen von der kleinen Bank, auf die sie sich bei Vorträgen während der Jahrmärkte stellten, um besser gesehen zu werden.
Eine "lustige Moritat" hatte immer einen Handlungskern, der aus dem Lebensalltag der Menschen stammte: den jeder Zuhörer kannte, was den meisten Leuten schon einmal selber passiert war.
Die Ausschmückung dieses Geschehens samt Nennung bekannter Personen und Orte machte den Reiz der Moritat aus: Über andere lachen zu können, das war das Ziel: Wie in der Sauhatz-Moritat über die Jäger, oder in anderen über die Pfarrer, die Lehrer, die Holzknechte ...
Moritat und Bänkelsang - ausgestorbene Literaturgattungen
Auch diese Literaturgattung ist heute ausgestorben; Moritat und Bänkelsang des 19. Jh. entwickelten sich über den Song (orft sozialkritisch, vhl. Bert Brecht) und das Chanson (eher lyrische Textaussage) vom ursprünglichen Genre weg und zur modernen Ballade weiter.