Ruhland | Erstfassung 9.12.2018 UPDATE 1.7.2023 / 7.5.2024
Länger als Dr. Weißensteiner war in Kopfing nur der Bader, Wundarzt und "Chirurgicus" Simon Stichlberger für die ärztliche Versorgung zuständig. Schon nach 2 Jahren als Gemeindearzt in Kopfing wurde Dr. Weißensteiner mit der Ehrenbürgerurkunde der Gemeinde Kopfing ausgezeichnet.
Er kam 1924 während der schwierigen Zwischenkriegszeit als Allgemeinmediziner und Zahnarzt. Er blieb auch während des 2. Weltkrieges und ein Dutzend Jahre danach während der nicht leichten Jahre des Aufbaues und Neubeginns bis 1957.
1946 setzte er sich intensiv für die Anstellung des Franz Hort als selbständiger Dentist in seiner Ordination ein und förderte auch seine Niederlassung als Zahnarzt in Kopfing.
Ein bis 1930 ausgebildeter Allgemeinarzt hatte zugleich die Berechtigung, als Zahnarzt zu arbeiten. Dr. Weissensteiner erwartete sich 1946 mit der Anstellung des Dentisten mehr Zeit für seine Patienten - doch die Ärztekammer war strikt dagegen: Sie erwartete eine Konkurrenz zum Gemeindearzt, dessen wirtschaftliche Basis so schon schlecht genug wäre.
Dr. Weissensteiner begründete in einem Schriftsatz seinen Wunsch und zeichnete damit auch ein Bild der wirtschaftlichen Verhältnisse:
In der armen Berggemeinde Kopfing ist "für einen selbständigen Dentisten keine Existenzmöglichkeit gegeben, ebenso wenig wie für einen Gemeindearzt. Nur bei sehr bescheidenen Ansprüchen
kann ein Arzt hier sein Auskommen finden, denn er muss einen großen Teil der Patienten aus den ärmeren Schichten unentgeltlich behandeln und sogar die erforderlichen Medikamente aus eigener
Tasche bestreiten. … (Deswegen) wurde dieser Posten früher vom Land Oberösterreich subventioniert.“
Dr. Weißensteiner setzte sich durch, indem er Franz Hort in den nächsten Jahren
als Dentist in seiner Praxis anstellte. Doch auch die Ärztekammer behielt mit der Prognose zunehmender Konkurrenz Recht: Schon in den 1950er-Jahren arbeitete Franz Hort selbständig als
Dentist in Kopfing.
Oben: Die erste Ordination von Dr. Weißensteiner (um 1925) über dem damaligen Postamt im Haus Kopfing, Dr. Weissensteiner Straße 32 (Schmidbauer).
Vor dem Haus Gemeindearzt Dr. Weißensteiner (mit Hund) ...
Links: Gedächtnisausstellung im Kulturhaus Kopfing
Eröffnung der Gedenkwand mit der Kultursaison 2019.
Würdigung von Dr. Weißensteiner in der damaligen Rieder Volkszeitung
nach dem Begräbnis:
Im Kulturhaus erinnert eine kleine Ausstellung / Gedenkwand an diesen Arzt, für den das Wort "Honorar" eher ein Fremdwort war ...
QUELLEN: Ernst Oberndorfer, Heimatbuch Kopfing, Edwin Wagner;