Ruhland | Erstfassung 18.11.2018 UPDATE: 12.4.2013


D' Wall'ner im Wall'

Mundartlich für "Waldler" im (Passauer) "Wald" ...


Wenn sich mein Großvater in' Wall' oder zu dö Wallna zum Schleifholzhandeln aufmachte, dann ging es zu den Bauern im Sauwald, - fast immer nach Kopfing oder St. Roman. 

Der bewirtschaftete Wald selber wurde nicht als "Wald", sondern als "Holz" bezeichnet ... (Erstfassung: 11/2018)

Als Sauwald (mit seiner höchsten Erhebung Haugstein 876 m) wurde im Mittelalter das Waldgebiet südlich und südöstlich der Burg Vichtenstein bezeichnet.

Die schon 1097 erstmals belegte Burg war schon 1218 an den Passauer Bischof verpfändet worden und kam 1254 endgültig in den Besitz des Hochstiftes Passau, wo sie bis zur Säkularisation 1803 verblieb. (Hofbauer in: Urbar Passau, S. 97f.).

Charakteristik des Sauwaldes (1847)
Charakteristik des Sauwaldes (1847)

Der Wall', das war die "Waldgegend um Enzenkirchen und Kopfing" (Tages-Post, 3. 4. 1900) - Bericht über eine Schneekatastrophe).

Schnoadahüpferl

Lusti han d'Wallna, wann d' Erdäpfl blüahn,

se g'freint se scho wieda, wann s' Erdäpfl kriagn.

(Aufgezeichnet um 1900 von Postmeister Georg Würdinger)


Zum Bezirk Vichtenstein gehörten mit 30 Steuergemeinden (vor der Konstituierung der Gemeinden, vgl. Kopfing im Innkreis) auch die Kopfinger Steuergemeinden (spätere Katastralgemeinden) Entholz, Glatzing, Kopfing und Neukirchendorf. Als "im Wald gelegen" wurde nur Kopfing bezeichnet.

Neben Kopfing zu Vichtenstein zugehörig waren Esternberg, Teile Freinbergs, Schardenberg und St. Roman.

       Topographisch – statistische Bemerkungen über den Bezirk Vichtenstein

(Franking, Ludwig v. W., Linz 1847 auszugsweise Wiedergabe)

... insbesondere über den Menschenschlag:


"Die hiesigen Bewohner sind im Ganzen genommen religiös, haben für Schulen Interesse, 
und zeigen lobenswerthe Empfänglichkeit für Verbesserungen in der Landwirthschaft."
Schattenseiten sind "Hochmuth, Unversöhnlichkeit und Liebe zum Trunke" sowie "Luxus in Kleidungen und prahlsüchtiges Benehmen".

"Die Sittlichkeit dürfte ... zu wünschen übrig lassen." Zusammenkünfte bei "Hochzeiten, Freimusiken, Sonn- und Feiertage" haben "nur zu oft die traurigsten Folgen", ... besonders wird "zu Unsittlichkeiten Gelegenheit gegeben, da die Mädchen
allein zum Tanze gehen, und von ihren Geliebten dann zur Nachtzeit nach Hause begleitet
werden."
An "Spielen ist das Karten- und Kegelspiel, und im Winter das Eisschießen beliebt.
Ebenso sind Jahrmärkte und Kirchtage häufig von Jung und Alt besucht."

Hie und da besteht auch noch der Glaube an Hexerei und Zauberei, und namentlich werden
dann am Vorabend des Thomas-Tages, des Weihnachtstages, des neuen Jahrstages und
vor dem heiligen 3 König-Tag, die im Hause befindlichen Kühe und Pferde vor dem
Gebetläuten gefüttert, und nach selben die Stallungen ausgeräuchert, und mit dem
Weihwasser wahrlich Unfug getrieben."
Foto: Ruhland
Foto: Ruhland

Passau und viel Wald gaben den Namen: Sauwald! 

"Dort droben im Wald bei diesen Leuten" (Friedrich Ch. Zauner, 1981) meint die im (Sau-)Wald Lebenden, die "WALDNER" - verkürzt: "WALL'NER".

Schon im Mittelalter wurden jene Menschen, die ihren Wohnsitz in ausgedehnten Waldungen hatten, als (mhd.) "waldenäre" bezeichnet.

Ein Feuilleton (Neue Warte am Inn) versucht schon 1897 eine ähnliche Erklärung:

                      A wenig Öbbs von Sauwald         

Vom Sauwald ham die Leutl dort

Eahn Nam: dö – Wallner – her,

Und ohne Sauwald hätt’ns koan Nam,

Der passat so, wia der.

 

Denn wia dö Bam am Sauwald obn,

So wachsn d‘Wallner her:

So grad und g’sund und frisch und fest –

Was wollt ma wünsch‘n mehr.

 

Und fleißö sands. Und nöt dös Letzt,

Is s‘christlö Leben a.

Wer woaß, ob ohne Sauwald do

Dö ganze G’schicht so wa. 


Wo liegt nun Kopfing?

"Noch viel weiter hinten, tief im Wald, wo die Heidelbeeren wachsen..."

Was kommt dann hinter Kopfing?

"Die Donau, ... das Mühlviertel, ...  dann ist die Welt mit Brettern verschlagen!"

 

(Quelle: ANNO/Österreichische Nationalbibliothek" / Tages-Post, 12.6.1878)

Wo der Sauwald ist, das scheint nur geographisch gelöst. In den Köpfen der "Wallner" eher nicht, - wie schon Uwe Dick in der Sauwaldprosa (2001, 8f.) erzählt: 

"Ja, da saanS jetzt scho z weit.

Da Sauwald is do umme, doda - dooo ausse! ...

Jaaa, (singend) jaaaa, den Sauwald, den ko ma need greiffa. Der is, wo er is.

Und wo er is, dees woaß eigentlich koana need gwiß." 


Blick vom Steinbruch Ach zum Aherndl in Mitteredt (Foto: Ruhland)
Blick vom Steinbruch Ach zum Aherndl in Mitteredt (Foto: Ruhland)

Wia d'Holzbam san d' Leut,

grad so kerni und fest,

mi(t)n Stamm af der Erdn,

zan Himml zoagn d'Äst.

(Franziska Körner, in: Mein Kopfing)


Blick von Kahlberg nach Süden (Foto: Ruhland)
Blick von Kahlberg nach Süden (Foto: Ruhland)

Mia habm de schenst Aussicht,

zan Kalkalpnrand,

van Dachstoa undd Schafberg,

ins Salzburgerland.

(Franziska Körner, in: Mein Kopfing)